Sicherheit beim Bohren
Was gibt es zum sicheren Umgang mit einer Bohrmaschine zu beachten und wie können Unfälle vermieden werden?
Welche Sicherheitsregeln muss man beim Bohren beachten?
Eine Bohrmaschine ist vermutlich das Elektrowerkzeug Nummer 1 in jedem Haushalt und daher kommt es mit diesem Werkzeug leider(!) viel zu häufig zu Unfällen. Um die Gefahren beim Umgang mit einem Bohrschrauber zu reduzieren, möchte ich Dir hier einige wichtige Tipps mit auf den Weg geben.
Sicherheit rund um die Bohrmaschine
Stromlos transportieren / einstellen / ablegen
Der Griff bietet sich hervorragend zum Transportieren der Maschine an. Allerdings ist direkt am Griff auch der Ein- bzw. Ausschalter der Bohrmaschine, der unbeabsichtigt betätigt werden kann. Daher ist es im Vorfeld ratsam, entweder den Richtungswahlschalter auf die Neutralstellung zu positionieren oder die Maschine stromlos zu stellen, indem das Kabel gezogen oder der Akku entfernt wird.
Bohrer / Bithalter richtig einspannen
Achte beim Einspannen darauf, dass sich der Bohrer oder Bithalter nicht in den Backen verklemmt. Wenn das Werkzeug nicht richtig eingespannt wird, kann dieses „eiern“ oder sich lösen und, im schlimmsten Fall, durch die Luft fliegen.
Bohrer / Bithalter auf Beschädigungen prüfen
Kontrolliere bereits im Vorfeld den Bohrer, Bithalter sowie die Bits auf Beschädigungen wie Risse, Abplatzer, Abnutzung usw.. Verwende niemals beschädigtes Werkzeug, das kann verheerende Folgen haben.
Ablegen erst bei Stillstand
Bevor die Maschine abgelegt wird, muss sie zum Stillstand kommen. Abgesehen von Beschädigungen auf dem Untergrund, könnte es aus Versehen zu einer Berührung mit dem sich noch drehenden Bohrer kommen.
Bohrer nicht mit den Fingern führen
Zu Beginn einer Bohrung neigt der Bohrer auszubrechen bzw. abzurutschen. Um das zu verhindern, darf der Bohrer in keiner Situation mit den Fingern geführt werden. Das könnte zu Schnittwunden führen. Stattdessen ist die Verwendung eines Körners, um die Bohrstelle zu markieren und ein Ausbrechen des Bohrers zu verhindern, zu empfehlen. Alternativ kann auch ein Streifen Klebeband auf der Bohrstelle ein Abrutschen verhindern.
Zusätzlicher Handgriff
Je nach Größe der Bohrmaschine können sie sehr viel Kraft (Drehmoment) haben. Beim Verkanten des Bohrers bricht die Maschine aus und könnte das Handgelenk verdrehen oder einen kräftigen Schlag in die Magengrube geben. Für solche Maschinen haben Hersteller Zusatzgriffe, welche im 90° Winkel montiert werden und für das Halten mit der zweiten Hand vorgesehen sind.
Einspannen mit passenden Zwingen
Jedes zu bohrende Teil sollte ordentlich mit mindestens zwei Zwingen geklemmt sein. Besonders bei großen Löchern benötigt die Bohrmaschine viel Kraft und kann einem schnell die Holzlatte aus der Hand ziehen. Diese Holzlatte dreht sich natürlich mit dem Bohrer weiter und kann dann zu schweren Verletzungen führen. Unter keinen Umständen darf das zu bearbeitende Teil mit der Hand umfasst werden und in Richtung der Hand gebohrt werden. Ein Bohrer kann nicht zwischen Bauteil und der Hand unterscheiden und macht daher auch keinen Halt davor.
PSA – Persönliche Schutzausrüstung
Obwohl unsere Gesundheit unser wichtigstes Gut ist, behandeln wir diese meist stiefmütterlich. Im Handwerk betrifft das nicht nur unsere Ohren oder Augen, sondern vor allem die Atemwege.
Schutzbrille
Bohren ist ein zerspanendes Verfahren. Genau, es werden Späne beim Bohren in Holz oder Stahl gebildet und beim Bohren in eine Wand können auch kleine Stücke von dieser durch die Luft geschleudert werden. Damit ein Span oder ein Stück der Wand nicht in Deinem Auge landet, solltest Du immer eine Schutzbrille tragen. Ein Metallspan im Auge ist wirklich äußerst schmerzhaft.
Gehörschutz
Besonders beim Bohren mit der Schlagfunktion, welche man beispielsweise für Wandlöcher verwendet, kann es ordentlich laut werden. Damit das Gehör geschützt wird, ist ein guter Gehörschutz (Beispiele auflisten für die ganz Dummen) sicherlich nicht die schlechteste Empfehlung. Falls keiner in greifbarer Nähe ist, kannst Du auch ganz normale Kopfhörer nutzen – alles ist besser als nichts.
Atemschutz
Aus meiner Erfahrung, gibt es wohl nichts, was so sehr vernachlässigt wird, wie der Atemschutz. Sicherlich wird ein Atemschutz nicht für jede Bohrung benötigt. Aber spätestens, wenn es beispielsweise viele Löcher sind, die Überkopf gebohrt werden und der feine Staub ins Gesicht rieselt, sollte ein Atemschutz angezogen werden. Dabei reicht eine FFP2 Maske für den Heimgebrauch völlig aus.
Keine Handschuhe
Handschuhe scheinen Sicherheit zu vermitteln, sind beim Bohren allerdings fehl am Platz. Das empfiehlt auch die Berufsgenossenschaft Holz und Metall (BGHM). Der Handschuh kann im rotierenden Bohrer hängen bleiben und zu schweren Verletzungen an den Fingern führen.
Haare sicher verstauen
Wie Du weißt, handelt es sich bei einer Bohrmaschine um ein rotierendes, also sich drehendes, Werkzeug. Herabhängendes Haar kann sehr leicht von der Maschine erfasst werden und sich aufwickeln. Ich denke, dass ich diesbezüglich nicht näher ins Detail gehen muss. Daher ist es wichtig, dass die Haare zurückgebunden sind – idealerweise als Dutt, eine Kopfbedeckung getragen wird oder sicher hinten ins Oberteil verstaut werden.
Lockere und lose Kleidung vermeiden
Wie die Haare können auch lockere oder lose Kleidungsstücke von der Bohrmaschine erfasst und aufgewickelt werden. Aus diesem Grund sollte die Kleidung immer enganliegend sein und modische Accessoires, wie beispielsweise eine Krawatte oder auch Schmuck, im Vorfeld ausgezogen werden.
Sonstige wichtige Sicherheitsregeln
Position von Stromleitungen und Rohren beachten
Beim Bohren besteht immer die Gefahr, dass eine Stromleitung oder ein Rohr angebohrt werden könnte. Daher ist im Vorfeld unbedingt zu prüfen, ob an der benötigten Stelle eine Leitung oder ein Rohr verlegt wurde. Informationen hierfür findest Du im Bauplan der Wohnung oder des Hauses.
Als grobe Regel lässt sich sagen, dass Leitungen in Neubauten meist senkrecht oder waagrecht zu den Anschlüssen wie Lichtschalter, Steckdose oder Wasser verlegt sind. Aus Sicherheitsgründen ist das Abschalten des Stromes im Sicherungskasten dennoch absolut notwendig.
Wenn Du die Gefahr eines Anbohrens auf ein Minimum reduzieren möchtest, kannst Du auch ein Ortungsgerät für Stromleitungen und Metallleitungen nutzen. Dieses findet allerdings keine Kunststoffrohre wie sie bei neueren Wasserleitungen verwendet werden.
Sicherer Stand – ohne geht’s nicht
Ein sicherer Stand ist das A und O beim Bohren. Vor allem bei Löchern in Decken kommt man gelegentlich auf sehr kreative Ideen. Aber eine Umzugskiste, Bürodrehstuhl, ein Schwingstuhl oder Ähnliches sind keine geeigneten Gegenstände, um darauf stehend ein Loch zu bohren. Eine korrekt verwendete Leiter oder ein stabiler Tisch hingegen schon.
Festes Schuhwerk – auch Zuhause
Ein festes Schuhwerk darf beim Bohren nicht fehlen. Schuhe verringern nicht nur die Gefahr des Rutschens, sondern schützen auch vor Spänen oder falls die Bohrmaschine runterfällt.
Alkohol nicht in Verbindung mit Werkzeug
Nach dem Feierabendbier ist es beim Werkzeug wie mit dem Auto. Es sollte genau dort bleiben, wo es ist. 😉