Schraubenzieher magnetisieren – ganz einfach!
Lässt sich ein Schraubendreher nachträglich magnetisieren oder entmagnetisieren? Was sind ferromagnetische Stoffe? Und wie funktioniert das?
Tipp
Ein Problem, welches jeder Schrauber vermutlich zur Genüge kennt, sind kleine Schrauben, welche sich nicht vernünftig mit den Fingern packen lassen oder die Schraube muss an einer sehr engen Stelle angesetzt werden, welche mit den Händen nicht erreichbar ist. Wäre es nicht von Vorteil, wenn der Schraubenzieher (fachspr. Schraubendreher) diese Arbeit für uns übernehmen könnte? Da sollten wir einfach den Vorteil nutzen, dass die meisten Schrauben von einem Magneten angezogen werden. Doch wie wird der Schraubenzieher zu einem Magneten bzw. magnetisiert, damit er die Schrauben festhält?
Theorie
Bevor es zur Anleitung zum Magnetisieren eines Schraubenziehers geht, kurz noch zum theoretischen Hintergrund.
Was sind ferromagnetische Stoffe?
Zu den ferromagnetischen Stoffen gehören unter anderem Eisen, Nickel und Kobald. Da die meisten Schraubenzieher aus Stahl, also aus einer Legierung aus Eisen, hergestellt werden, können wir diese magnetisieren. Ferromagnetische Stoffe bestehen aus unglaublich vielen kleinen und ungeordneten Elementarmagneten. Durch die Unordnung haben weder die Elementarmagnete noch deren Magnetfelder eine Wirkung nach außen, da sich diese gegenseitig aufheben. Wenn die Elementarmagnete allerdings alle gleich ausgerichtet werden, entsteht ein Magnetfeld mit Nord- und Südpol, welches auch nach außen wirkt.
Solltest Du Dir nicht sicher sein, ob Du Deinen Schraubenzieher magnetisieren kannst, halte einfach einen Magneten dran. Wird der Schraubenzieher vom Magneten angezogen, weißt Du, dass es sich um einen ferromagnetischen Stoff handelt.
Wie kann ein ferromagnetischer Stoff wieder entmagnetisiert werden?
Um einen bereits magnetisierten ferromagnetischen Stoff wieder zu entmagnetisieren, müssen die geordneten Elementarmagnete durchgemischt werden. Um diese Unordnung zu erzeugen, gibt es zwei einfache Möglichkeiten.
Starke Erschütterungen: Wenn der Werkstoff stark erschüttert wird, z. B. durch Schläge mit einem Hammer, verlieren die Elementarmagnete ihre Ordnung und somit auch ihre magnetische Wirkung nach außen hin.
Erhitzen: Durch die hohen Temperaturen beim Erhitzen des Werkstoffs gibt es viel Bewegung der Teilchen. Mithilfe dieser Bewegung werden auch die Elementarmagnete neu durchgemischt und verlieren ihre Ordnung.
Und so geht`s:
Möchtest Du einen Schraubendreher magnetisieren gibt es unter anderem diese drei Methoden und für jede benötigst Du lediglich zwei Sachen – einen Magneten und einen Schraubenzieher.
Hinweis: Die Kraft sowie die anhaltende Dauer der Magnetisierung ist abhängig vom Material, der Materialstärke sowie von der Stärke des Magneten. Daher lässt sich über die Wirkung keine pauschale Aussage treffen.
Tipp: Selbstverständlich lassen sich nicht nur Schraubendreher magnetisieren, sondern auch Bits, Steckschlüssel bzw. Nüsse und was sonst noch gebraucht werden kann!
1. Schraubenzieher mit schwachem Magnet magnetisieren
Wenn Du nur einen schwachen Magneten zur Hand hast, montiere diesen so nah an der Spitze Deines Schraubenziehers wie möglich. Dadurch wird der Schraubenzieher vorrübergehend magnetisiert und wenn Du diesen Effekt nicht mehr benötigst, kannst du den Magneten wieder entfernen.
Hinweis: Es kann sein, dass der Schraubenzieher nach dem Lösen des Magneten noch eine sehr schwache Restmagnetisierung hat – diese verflüchtigt sich relativ schnell.
2. Schraubenzieher mit starkem Magnet magnetisieren
Um den Schraubenzieher ohne anheftenden Magneten zu magnetisieren, benötigst Du einen sehr starken Dauermagneten. Dabei spielen die Form sowie Ausführung keine Rolle. Sollte der Magnet allerdings zwei Pole haben, ist es wichtig, dass Du immer denselben Pol verwendest. Ich würde Dir für diese Methode zu einem Neodym-Magneten raten – diese sind für ihre Größe unglaublich stark.
2.1 Schraubenzieher entlangziehen
Zieh den Schraubendreher langsam und gleichmäßig entlang des Dauermagneten. Dies ist wichtig, damit sich die Teilchen (Elementarmagnete) im Eisen bzw. Stahl ausrichten können.
2.2 Wiederholen
Wiederhole den Vorgang so lange bis der benötigte Magnetisierungseffekt erreicht wurde (ca. 10-20x). Es hilft, wenn du den Schraubenzieher nach jedem Schritt leicht drehst, sodass alle Seiten gleichmäßig magnetisiert werden.
Achte darauf, dass beim Ziehen immer dieselbe Richtung beibehalten wird, da ansonsten eine Unordnung der Teilchen entsteht und sich somit die Magnetfelder wieder gegenseitig aufheben.
2.3 Schrauben
Ich wünsche Dir, mit Deinem frisch magnetisierten Schraubenzieher, viel Spaß beim Schrauben. Wenn dieser wieder an Kraft verliert, wiederhole die Schritte erneut.
3. Spezielles Magnetisiergerät für Schraubenzieher
Für den ambitionierten Heimwerker bzw. für die ambitionierte Heimwerkerin bieten verschiedene Hersteller spezielle Geräte zum Magnetisieren von Schraubenziehern an, wie z. B. den Wera Star. Im Prinzip machen diese Geräte genau dasselbe, sind nur etwas eleganter in der Handhabung und durch das eingebaute gemischte Magnetfeld, kann der Schraubenzieher zusätzlich im Handumdrehen wieder entmagnetisiert werden.