Abgerissene, runde oder festsitzende Schraube lösen
Es gibt einfache Mittel und Wege, um eine festsitzende, abgerissene oder runde Schraube zu lösen. Hier verraten wir Dir einige davon.
Wie kann man eine festsitzende Schraube lösen?
Witterungseinflüsse, Rost, Verschmutzungen, Alterserscheinungen, ein runder bzw. abgerissener Schraubenkopf oder lediglich zu kräftig angezogen. Es gibt einige Gründe, wieso sich eine Schraube nicht ohne Weiteres lösen und herausdrehen lässt. Auch wenn eine feste Schraube prinzipiell im falschen Moment auftaucht, ist es wichtig, die Situation nicht zu überstürzen und das Problem mit der Brechstange anzugehen. Im Folgenden findest Du ein paar Tipps, mit deren Hilfe Du fast jede Schraube wieder lösen kannst.
1. Drehrichtung von Schrauben beachten
Es gibt Momente im Leben, in denen jeder mal Links und Rechts verwechselt. Das passiert Hobbyschraubern:innen sowie professionellen Schrauber:innen gleichermaßen. Daher gilt als erster und wichtigster Schritt – immer zuerst die Drehrichtung prüfen. Besonders, wenn eine Schraube von der Seite, von hinten oder kopfüber von unten gelöst werden muss, kann die Drehrichtung schnell verwechselt werden.
Dabei gilt immer:
Eine Schraube wird mit Drehrichtung nach rechts angezogen – im Uhrzeigersinn.
Eine Schraube wird mit Drehrichtung nach links gelöst – gegen den Uhrzeigersinn.
Tipp: Solltest Du Dir nicht ganz sicher sein, schnapp Dir eine Wasserflasche und stelle die Drehung der Schraube mit Hilfe des Deckels nach. Anschließend kannst Du die Drehrichtung auf die Schraube übertragen.
2. Linksgewinde
In manch wenigen Fällen sind Schrauben mit einem Linksgewinde verbaut. Diese werden immer dann verwendet, wenn sich eine Schraube mit Rechtgewinde von selbst lösen würden, wie es beispielsweise beim Schleifbock oder dem linken Fahrradpedal der Fall ist. Die Drehrichtung zum Anziehen bzw. Lösen von Schrauben mit einem Linksgewinde ist genau entgegensetzt zu Schrauben mit einem Rechtsgewinde. D.h. zum Anziehen einer Schraube mit Linksgewinde wird sie nach links (gegen den Uhrzeigersinn) gedreht und zum Lösen nach rechts (im Uhrzeigersinn).
3. Durchdrehende Schraube lösen
Wenn mindestens eines der Gewinde beschädigt ist, dreht die Schraube meistens durch und lässt sich nicht mehr herausdrehen. Ursache dafür ist ein zu kräftiges Anziehen, also ein Überdrehen der Schraubenverbindung. Um eine durchdrehende Schraube zu entfernen, kann man diese entweder durch Druck herausdrehen oder mit Hilfe eines Bohrers ausbohren. Sollte das Gegengewinde kaputt sein, bedarf dieses vor erneuter Verwendung einer fachmännischen Reparatur.
3.1 Schraube unter Druck setzen
Setze einen dünnen Schraubenzieher (fachspr. Schraubendreher) in den Spalt zwischen der Schraube und dem Bauteil als Hebel ein. Drücke anschließend, während des Schraubvorgangs, mit Hilfe des Schraubenziehers den Schraubenkopf vom Bauteil weg. Meist greift die Schraube durch den erzeugten Druck den ein oder anderen Gewindegang und lässt sich herausdrehen. Falls der Tipp nicht funktioniert hat, bleibt bei diesem Schlamassel oft nur noch die Bohrmaschine als Lösung über. Hier erfährst Du mehr über das Ausbohren einer Schraube.
4. Festgerostete Schraube lösen
Besonders die Witterung oder das Wintersalz können Schrauben ordentlich zu schaffen machen und als Folge dessen fangen diese an zu rosten. Rost ist allerdings nichts weiter als oxidiertes Metall und somit das Ergebnis einer chemischen Reaktion zwischen Sauerstoff, Feuchtigkeit und Metall.
4.1 Mit einem Hammer lockern
Im besten Fall hilft bereits der ein oder andere gefühlvolle Schlag mit einem Hammer auf den Schraubenkopf, um den Rost im Gewinde zu lösen und somit die Schraube herausdrehen zu können.
4.2 Kriechöl (WD-40) mit Geduld
Eine weitere Möglichkeit, um eine verrostete Schraube zu lösen, ist Kriechöl. Dieses besonders dünnflüssiges Öl findet seinen Weg selbst in die kleinste Lücke. Idealerweise hat das verwendete Kriechöl rostlösende Eigenschaften, die den Vorgang zusätzlich unterstützen. Bei dieser Methode ist es besonders wichtig, dass dem Öl Zeit gelassen wird, um sich zu Verteilen und zu Wirken – das können ein paar Stunden sein. Auch eine mehrmalige Anwendung hilft für ein besseres Ergebnis. Sprühe dazu das Kriechöl zielgenau, mit Verwendung des beiliegenden Röhrchens, zwischen die Gewinde.
4.3 Cola als Alternative zum Kriechöl
Solltest Du kein Kriechöl, wie beispielsweise WD-40, zur Verfügung haben, ist Cola für leichte Verrostungen eine echte Alternative. Die in Cola enthaltende Phosphorsäure wirkt rostlösend und kann somit helfen, eine festsitzende Schraube zu lösen. Trage dafür einige Tropfen auf die Schraube bzw. das Gewinde auf und lasse die Cola wie das Kriechöl einwirken. Auch hier kann eine mehrmalige Behandlung das Ergebnis verbessern.
4.4 Erhitzen oder Abkühlen zum Lösen von Schrauben
Wenn wir uns an den Physikunterricht in der Schule zurückerinnern, fällt uns ein, dass sich Materialien bei Temperaturänderungen unterschiedlich ausdehnen. Diese Eigenschaft kannst Du Dir bei verrosteten Schrauben zu Nutze machen.
Erhitzen: Beim Erhitzen mit einem Heißluftföhn oder Bunsenbrenner dehnt sich die Schraube, anders als der Rost, aus. Dadurch löst sich die Oxidschicht und somit auch die „Verklebung“ im Gewinde. Nach dem Abkühlen lässt sich die Schraube oftmals ohne weitere Probleme herausdrehen. Da sich durch die Hitze die Struktur der Schraube verändert, muss diese unbedingt erneuert werden. Falls im Vorfeld Kriechöl verwendet wurde, sollte man dieses aus Brandschutzgründen zuerst entfernen.
Vereisen: Während sich beim Erhitzen die Materialien ausdehnen, ziehen diese sich beim Vereisen, also beim sehr starken Abkühlen durch ein Vereisungsspray, zusammen. Auch in diesem Fall ziehen sich das Metall und der Rost unterschiedlich zusammen, wodurch der Rost gelöst wird und die Schraube herausgedreht werden kann.
Wichtig: Beim Erhitzen einer Schraube ist unbedingt darauf zu achten, dass im weiten Umfeld keine brennbaren Materialen sind. Ein ehemaliger Meister aus meiner Ausbildungszeit hat einmal eine sehr große Schraube am Unterboden eines Autos zum Lösen erhitzt, wobei der Kleber im Innenraum des Fahrzeuges Feuer gefangen hat – der Kunde war verständlicherweise wenig begeistert davon!
Tipp: Bevor die Schraube komplett abgekühlt ist, aber nicht mehr ganz heiß ist, kannst Du einen Spritzer Kriechöl auf das Gewinde geben. Durch die Wärme verteilt es sich noch besser.
4.5 Verlängerung, viel hilft viel – nur für geübte Schrauber:innen!
Bei Schrauben mit einem außenliegenden Antrieb, wie beispielsweise Außensechskant- bzw. Sechskantschrauben oder Außensechsrundschrauben, hilft oftmals eine Verlängerung des Hebels. Um den wirkenden Hebel zu verlängern und dadurch deutlich mehr Kraft bzw. Drehmoment auf die Schraube zu übertragen, kann der Schraubenschlüssel in ein Rohr gesteckt werden.
Wichtig: Diese Methode kann sehr gefährlich sein und bedarf einiges an Erfahrung! Ebenfalls besteht das Risiko, dass der Schraubenkopf abgerissen wird und die Schraube herausgebohrt werden muss.
5. Schraube ist zu fest angezogen
In manchen Fällen war auch Obelix beim Anziehen von Schrauben behilflich. Besonders bei Schrauben mit Antrieben im Schraubenkopf, wie Schlitz, Kreuzschlitz oder Torx®, fällt es einem gelegentlich schwer die benötigte Kraft mit einem Schraubenzieher aufzubringen.
5.1 Gummi als Haftverstärkung
Falls Du Probleme beim Lösen eines Antriebes hast, welcher im Schraubenkopf liegt, und im schlimmsten Fall das Profil auch noch beschädigt ist, kannst Du es zunächst mit einem breiten Gummi versuchen. Lege dazu den Gummi über den Antrieb und setze anschließend Deinen Schraubenzieher an. Durch den Gummi wird die Haftung zwischen dem Werkzeug und der Schraube erhöht und somit lässt sich eine höhere Kraft übertragen, ohne dass Du so leicht abrutschst. Gummis von Einmachgläsern haben sich dafür sehr bewährt.
5.2 Mehr Kraft aufbringen
Häufig werden Sechskantschrauben oder Außensechsrundschrauben zu kräftig angezogen. In diesem Fall kannst Du es auch mit diesem Tipp versuchen.
6. Abgebrochene Schraube entfernen
Egal, ob ein Materialfehler der Schraube vorlag oder die eigene Kraft unterschätzt wurde, eine abgebrochene Schraube bzw. ein abgerissener Schraubenkopf verlängert die geplante Arbeit deutlich und erfreut den Chef oder die bessere Hälfte zu Hause in den wenigsten Fällen. Daher ist es wichtig, dass man weiß, wie man diese besänftigen kann. 😉
6.1 Schraubenausdreher bzw. Linksausdreher
Die schönste Methode, um eine abgebrochene Schraube zu lösen, ist mit der Verwendung eines Schraubenausdrehers bzw. Linksausdrehers, welcher auch als Schweineschwanz bezeichnet wird. Der Vorteil eines Schraubenausdrehers liegt darin, dass das Gegengewinde nicht beschädigt wird und wieder verwendet werden kann. Daher bleibt es einem erspart das Gewinde im Nachhinein zu reparieren oder sogar zu erneuern.
Um den Schraubenausdreher fachmännisch verwenden zu können, musst Du zuerst das abgebrochene Ende mit einer Feile möglichst flach abschleifen und anschließend, mit Hilfe eines Körners, eine tiefe Markierung mittig in die Schraube setzen. Beginnend mit einem kleinen, scharfen Bohrer sowie Schneid- und Bohröl wird das Loch auf die Hälfte des Durchmessers der Schraube aufgebohrt. Vor dem Ansetzen des Schraubenausdrehers empfiehlt sich auch hier die Behandlung des Gewindes mit etwas Kriechöl.
Als letzter Schritt wird der passende Ausdreher mit einer Drehbewegung nach links in das Loch angesetzt. Achte darauf, dass dieser sich beim Eindrehen nicht verkantet. Sobald der Schraubenausdreher einen festen Sitz im Loch hat, wird die Schraube gleichmäßig und gefühlvoll herausgedreht.
6.2 Schraube ausbohren – die letzte Möglichkeit
Falls der Tipp mit dem Schraubenausdreher nicht funktioniert hat, bleibt häufig nur noch die Bohrmaschine als Lösung. Hierfür wird die Schraube zuerst mit einer Feile möglichst glatt gefeilt und anschließend mit Kriechöl behandelt. Um mit dem Bohrer nicht abzurutschen, sollte mit einem Körner mittig eine Markierung gesetzt werden. Das Ausbohren der Schraube beginnt zunächst mit einem sehr kleinen Bohrer, welcher Stück für Stück vergrößert wird. Um eine Beschädigung der scharfen Bohrer für Metall zu vermeiden, verwende unbedingt Bohr- und Schneidöl sowie die passende Drehzahl.
Hinweis: Da sich eine Beschädigung des Außengewindes beim Ausbohren einer Schraube kaum vermeiden lässt, ist es nötig, dieses im Anschluss fachgerecht zu reparieren.
7. Runder Schraubenkopf lösen
Den Steckschlüssel (ugs. Nuss) der Ratsche zum Lösen schräg aufgesetzt oder es mit dem Schraubenschlüssel probiert, welcher eine Nummer zu groß ist, und schon ist der Kopf der Sechskantschraube rund. Zum Glück lässt sich dieses Problem meist ohne große Komplikationen lösen. Sollten die folgenden Tipps nicht ausreichen, bleibt Dir unter anderem noch der Schraubenausdreher oder das Ausbohren der Schraube.
7.1 Gripzange oder Wasserpumpenzange
Bei einem runden Schraubenkopf sollte der erste Griff zu einer Wasserpumpenzange oder Gripzange gehen. Mit diesen Zangen lässt sich der der Schraubenkopf sehr gut greifen und in den meisten Fällen lösen.
7.2 Winkelschleifer (ugs. Flex) für ein Schlitzprofil
In manchen Situationen lässt sich die Schraube nicht mit einer Zange öffnen. Für dieses Szenario ist eine weitere Möglichkeit mit dem Winkelschleifer (ugs. Flex) gegeben. Schneide dazu, mit Hilfe einer Trennscheibe, einen Schlitz in den Schraubenkopf und verwende anschließend einen Schraubendreher zum Herausdrehen. Achte darauf, dass der Schlitz nicht zu tief geschliffen wird, da sich der Schraubenkopf im schlimmsten Fall beim Lösen spreizen kann.
Festsitzende Schrauben vorbeugen
Jede/r Schrauber/in wird im Leben auf eine große Anzahl festsitzender und verrosteter Schrauben stoßen. Allerdings kannst Du bereits im Vorfeld dagegen steuern. So ist es wichtig, besonders im technischen Bereich die vorgegeben Anzugsdrehmomente zu beachten – das Betrifft zum Beispiel sämtliche Schrauben im Kfz-Bereich. Im Außenbereich herrschen überwiegend unterschiedliche Witterungsbedingungen und daher ist ein besonderes Augenmerk auf die Korrosionsbeständigkeit der Schrauben zu legen. Deshalb empfiehlt es sich beispielsweise beim Terrassenbau Schrauben aus Edelstahl zu verwenden. Ebenfalls ist es wichtig, dass das Werkzeug regelmäßig auf Beschädigungen geprüft wird – die Wahrscheinlichkeit, dass ein bereits beschädigter Bit oder Schraubenzieher die neue Schraube beschädigt ist sehr hoch.